Friday, 30 October 2009

Primo Levis tiefsinnige Naturgeschichten Von Toni Kienl

Der Erlebnisraffer
Kommen Sie mir nicht mit dem menschlichen Gehirn! Erstens ist es viel zu
kompliziert, zweitens ist keinesfalls erwiesen, daß es sich jemals seihst hegreifen
kann, und schließlich beschäftigen sich schon viel zu viele Leute damit..." Trotz
dieses ironischen Verdammungsurteils ist der Gegenstand und zugleich das
Instrument des Autors diesmal das Ungeheuer des menschlichen Gehirns
(nicht des Verstandes, wohlgemerkt!) — Primo Levi: „Die Verdoppelung einer
schönen Dame und andere Überraschungen", aus dem Italienischen von Heinz
Riedt; Christian "Wegner Verlag, Hamburg; 228 S., 16,80 DM. In der deutschen
Übertragung geht die Anspielung, die Primo Levi seinen Erzählungen bereits im
Titel mitgibt, verloren: „Storie naturali", Naturgeschichten. Er kontrapunktiert damit
die Naturgeschichte des älteren Plinius, jene siebenunddreißigbändige Fundgrube
an enzyklopädischem Wissen und Kuriosa, von der noch das ganze Mittelalter
zehrte. In einem langen Zitat, das Primo Levi seinen Überraschungen voransetzt,
bezieht er sich auch auf Rabelais, der von sich selber sagte, daß er hinwiederum
„noch lange kein so dreister Lügner" sei wie jener Plinius . . .

Artikel lesen:

http://pdf.zeit.de/1968/49/Der-Erlebnisraffer.pdf

No comments:

Post a Comment